Kommunikation und Beratung sind die Schlüssel zum Erfolg

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Etwas voreilig haben Politik und Produktanbieter damit begonnen, den bisher erfolgreichen Reformprozess als erfolgreichen Umsetzungsprozessdarzustellen. Tatsächlich besitzen weniger als die Hälfte aller Arbeitnehmer Ansprüche auf Leistungen aus betrieblichen Versorgungssystemen. Gefragt ist aktive Kommunikation seitens der Personalverantwortlichen und der die Unternehmen betreuenden Berater. (Red.)

Im Alterssicherungsbericht 2008 geht die Bundesregierung davon aus, dass knapp zwei Drittel (64 Prozent) allersozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmerin Deutschland Anwartschaften auf eine Altersversorgung über den Arbeitgeberbesitzen. Dies ist auf den ersten Blick eine beeindruckende Quote.

Verzerrte bAV-Statistik…

Das Zahlenspiel indes täuscht über die tatsächlichen Verhältnisse hinweg: Knapp ein Drittel dieser Versorgungsberechtigten stammt aus dem öffentlichen Dienst. Dort ist eine Zusatzversorgungzum einen obligatorisch. Zum anderen sind in dieser Beteiligungsquote auch alle klassischen arbeitgeberfinanzierten Betriebsrenten eingerechnet, die es schon lange vorder Einführung der Entgeltumwandlung gab. Dass die geförderte betriebliche Altersversorgung nicht in Fahrt kommt, liegt vor allem daran, dass sich Arbeitgeber und Produktpartner schwertun mit der Vermittlung. Die betriebliche Altersversorgung ist beratungsintensiv. Sie wirft eine Fülle von arbeits-, steuer- und sozialversicherungsrechtlichen Fragen auf.

…angesichts beratungsintensiver Vorgaben

Uwe Saßmannshausen - Geschäftsführender Gesellschafter - PS-Pension Solutions GmbH

Uwe Saßmannshausen – Geschäftsführender Gesellschafter – PS-Pension Solutions GmbH

Viele Unternehmen scheuen den mit einer intensiven Kommunikation verbundenen Aufwand. Sie informieren ihre Mitarbeiter erst gar nicht über die Möglichkeiten der Entgeltumwandlung. Und diejenigen, die es tun, müssen feststellen, dass sie mit den üblichen Mittelnder internen Unternehmenskommunikation nicht weit kommen. Denn: Bei dieser komplexen Materie ist es nicht damit getan, eine Meldung ans Schwarze Brett zu hängen oder einen Vortrag vor der Belegschaft zu halten. Solche Maßnahmen zielen an den Bedürfnissender Angesprochenen vorbei. Schließlich fehlt in weiten Teilen der Arbeitnehmerschaft bei diesem Thema das Grundlagenwissen, um Entscheidungentreffen zu können.

Erklären statt belehren…

Es stimmt tatsächlich: Der Normalbürgernimmt sich für seine private Vorsorge nur halb so viel Zeit wie bei der Auswahl eines neuen Autos. Während er dort sämtliche Fachbegriffe, Modellvarianten und Preise kennt, haben die wenigsten eine klare Vorstellungdavon, wie hoch ihre gesetzliche Rente sein wird und wie viel Geld sie im Alter einmal brauchen werden, um ihren Lebensstandard zu halten. Dies führt wiederum dazu, dass die Deckungslücken und die notwendigen Sparbeträge für die betriebliche Altersvorsorge falsch eingeschätzt werden.

…und dies in eingängiger Weise

Vermoegen_Steuern_ZitatWer Mitarbeiter für ein Versorgungssystemgewinnen will, muss deshalb beiden Grundlagen des Rentensystems beginnen und von dort eine Brücke zur persönlichen Versorgungsproblematik schlagen. Dabei sollte der Betroffene nicht mit fachlichen Details überfordert werden. In der Regel interessiert keinen Arbeitnehmer, welcher Paragraf im Betriebsrentengesetzseine Versorgung regelt. Er möchte vielmehr wissen, wie viel er von seinem Lohn für die Betriebsrente aufwenden muss und was am Endedabei herauskommt. Für diese Beratung braucht es einen geeigneten Rahmen. Als besonders wirkungsvoll hat sich in der Praxis ein Workshop mit maximal20 Teilnehmern erwiesen. Im kleinen Kreis kann der Mitarbeiterdort seine persönliche Vorsorgelösung gemeinsam mit dem Berater erarbeiten, individuelle Musterrechnungen zur Versorgungssituation im Alter helfen dabei. Viele Arbeitnehmer wissen zwar, dass sie mehr für ihre Altersversorgungtun müssen. Doch die Produktvielfalt bei der privaten und betrieblichen Altersvorsorgeüberfordert sie. Sie schieben das Thema immer wiederauf, bis sie es schließlich ganz verdrängen– eine wirkungsvolle Altersvorsorgekommt so nicht zustande.

Häufig machen Arbeitgeber auch den Fehler, dass sie ihren Mitarbeitern zu viele Alternativen zur betrieblichen Vorsorgeanbieten. So kommt es zu einer Situation, die in der Behavioral Finance-Forschung als „Überfrachtung bei der Auswahlentscheidung“ beschrieben wird: Je größer das Angebot, desto schwieriger ist es eine Wahl zu treffen– die Entscheidungsbereitschaft sinkt. Umgekehrt gilt: Je geringer die Komplexität der Entscheidung, desto höher die Zustimmung. Die praktische Erkenntnis für Gesetzgeber, Produktanbieter und jeden Arbeitgeber, der seine Mitarbeiter für eine betriebliche Vorsorgelösung gewinnen möchte, lautet deshalb: Keep it simple! Eine Forderung, die man angesichts der Skepsis und des Misstrauens, die viele Arbeitnehmer gegenüber dieser komplexen Thematik hegen, gar nicht oft genug stellen kann.

Erschienen in: Vermögen & Steuern, 2/2009
Von: Uwe Saßmannshausen